Der letzte Eintrag

Das Jahr ist rum und ich sitze wieder im etwas verregneten Deutschland. In diesem letzten Eintrag möchte ich nochmal versuchen, das Jahr ein bisschen zusammenzufassen und über den letzten Monat zu berichten.

Einen Monat bevor wir geflogen sind, haben wir noch eine neue Mitbewohnerin bekommen, die in Windhoek an der NUST ein Ausslandssemester macht. Wir haben uns gleich richtig gut mit ihr verstanden und sie hat super in unsere WG gepasst. Am vorletzten Wochenende waren Charly und ich relativ spontan mit ihr am Waterberg. Da wollte ich so gerne noch hin, dachte aber eigentlich, dass ich das gar nicht mehr schaffen werde, weil der letzte Monat dann irgendwie noch stressig und vollgepackt war. Aber das letzte freie Wochenende haben wir dann noch ausgenutzt. Samstag Vormittag haben Manjana und ich das Auto abgeholt. ein Kia Picanto. Bernd haben wir ihn genannt. Obwohl wir nur zu dritt waren, war das Auto bis oben hin voll gepackt, weil wir relativ dicke Matten und ein großes Zelt mit hatten. Wir sind kurz einkaufen gegangen und los ging es. die Fahrt ging recht schnell, nur das letzte Stück Schotterpiste war nicht so angenehm. Nachdem das Zelt aufgebaut war sind wir ein bisschen Wandern gegangen. Als wir in der Dämmerung wieder an unserer Campsite waren, haben wir erstmal den Braai angeschmissen. Dafür, dass wir drei Mädels waren, hat das echt gut geklappt und haben schließlich ganz Afrika-like Fleisch und Salat mit den Händen gegessen, weil wir kein Besteck hatten (brauchten wir ja auch nicht) am nächsten Tag haben wir dann den Waterberg erklommen und haben uns wieder auf den Weg nach Hause gemacht. Es war ein super schöner Trip und Charly, Manjana und ich hatten ne Menge Spaß.


Am Freitag danach sind auch schon die neuen Freiwilligen angekommen. Wir waren schon ganz gespannt, die Neuen kennen zu lernen. Fast direk, nachdem sie angekommen sind, hat Ulla sie ins BNC gebracht, damit Alle sich das einmal anschauen konnten. Abends sind wir Alten in deren Unterkunft gefahren, Ulla hat Pizza gebracht und wir haben uns ein bisschen unterhalten können.

Samstag sind Xenia, Nicola Jannik und ich bei deren Windhoek-Kennlerntour mitgefahren, aber da Alles etwas länger gedauert hat, sind wir eigentlich nur zu Penduka nach Katutura gefahren und anschließend zu Ullas Eltern in die Wohnung, wo Ulla noch ein paar Dinge mit den neuen Freiwilligen besprochen hat. Sonntag sind die von der Küste rüber gefahren, sodass nur Linda und Rebecca, unsere Nachfreiwilligen in Windhoek geblieben sind. Wir sind mit ihnen erstmal zum Kapana-Markt gefahren, wovon sie zum Glück auch sehr begeistert waren und waren im Supermarkt.


Dann gingen die letzten drei Arbeitstage für uns auch schon los. Jannik und ich haben Linda und Rebecca Alles gezeigt und sie schon in der Schule vorgestellt. Dort werden sie die ersten zwei Wochen erstmal nichts zutun haben, weil noch Schulferien sind, aber so haben sie erstmal genug Zeit, sich einzuleben und an das BNC zu gewöhnen. Ich glaube, die beiden werden das Jahr richtig gut meistern und finde es beruhigend zu wissen, "unsere Kinder"  in so gute Hände gegeben zu haben. Trotzdem fiel mir der Abschied vom BNC am Mittwoch ziemlich schwer und es sind auch ein paar Tränen geflossen. Ich wünsche den beiden auf jeden Fall ein ganz tolles Jahr und hoffe, dass sie es genauso genießen können, wie ich.

Insgesamt kann ich sagen, dass das Jahr wirklich der Hammer war. Wir waren eine super Gruppe. Jeder einzelne hat für mich etwas zu meinem unglaublichen Jahr beigetragen und ich habe die ganze Namibia-Crew so lieb gewonnen. Wir können so tolle Erinnerungen teilen, die uns immer ein bisschen verbinden werden. Es kann ja nicht jeder von sich behaupten, mit Freunden in Kapstadt oder in Sambia Urlaub gemacht zu haben. Und da wir jeden Tag auf der Arbeit neue Dinge erlebt haben, ging uns auch nie der Gesprächsstoff aus. Auch Jannik war ein super Projektpartner, wir haben uns sehr gut ergänzt und immer gut verstanden (Ich hoffe mal, dass du das auch so siehst...) Jedenfalls war ich echt glücklich und hätte mir auch niemand anderen als Projektpartner gewünscht:)

Ich habe in diesem Jahr unglaublich viel gelernt und tolle Erfahrungen gemacht und gleichzeitig versucht, auch den Kindern wichtige Werte zu vermitteln und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Ich habe gelernt, mit Hindernissen oder Problemen entspannter umzugehen. Wenn etwas heute nicht klappt, klappt es halt morgen. Ganz getreu nach dem Motto: "No problem, let's make a plan" leben die Menschen in Namibia. Und diese Einstellung erspart einem viel inneren Stress. Allgemein bin ich viel geduldiger geworden und lasse mich nicht mehr so schnell aus der Fassung bringen.

Außerdem lernt man hier zu schätzen, was man hat. Meinem sehr guten Lebensstandard in Deutschland bin ich mir vorher schon bewusst gewesen und ich meine das auch gar nicht mal nur materiell. Viele Kinder in Katutura wohnen nicht bei ihren leiblichen Eltern, oder kennen diese teilweise nicht mal. Es ist normal, dass die Eltern nicht zusammen sind und oft auch nie eine Beziehung haben/hatten. Einige Kinder werden von ihren trinkenden Familienmitgliedern großgezogen und bekommen keine Unterstützung von zu Hause. Das spricht natürlich nicht für Alle, aber das sind traurige Tatsachen, mit denen wir auch konfrontiert wurden. Und  trotz dieser Umstände sind das teilweise tolle, lebensfrohe Kinder, die schlau und wissbegierig sind und viel Liebe für uns übrig hatten, obwohl ihnen so wenig Zuneigung geschenkt wird.
Ich persönlich bin in dem Jahr auch viel lockerer und offener geworden. Die Offenheit und Nettigkeit der Menschen in Namibia ist wirklich ansteckend. Mir fällt es leichter, mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen und ein bisschen Smalltalk zu führen. Ich habe kein Problem damit, mit fremden Leuten auf Englisch zu telefonieren, was mich anfangs irgendwie gestresst hat.

In Windhoek habe ich mich super wohl gefühlt, habe es als mein Zuhause gesehen. Ich kenne mich dort richtig gut aus, weiß wo Alles ist und habe so gerne dort gelebt. Es ist definitiv mein zweite Zuhause geworden und ich werde so bald wie möglich wieder nach Namibia kommen. Einmal Afrika-immer Afrika.

Jetzt freue ich mich schon auf das Nachbereitungsseminar des ASCs, wo ich meine Namibia-Familie wiedersehen werde.

Das wars von mir. Ich hoffe, das mein Blog allen Lesern gefallen hat.

Liebe Grüße

Merle

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Holger (Sonntag, 11 Dezember 2016 15:00)

    Liebe Merle,
    ich bin sehr beeindruckt von deiner gefühlvollen und offenen Berichterstattung.Bin leider erst durch deinen lieben Brief auf diese Homepage gekommen.
    Ganz liebe Grüße, Holger